Die S3 Leitlinie


In vielen Foren, SHG´s (Selbsthilfegruppen) und auch in Gesprächen mit Fachleuten, wird immer wieder die "S3 Leitlinie" genannt. Doch was ist diese "S3 Leitlinie" überhaupt? Diese Leitlinie ist eine Medizinische Leitlinie.
Medizinische Leitlinien sind systematisch entwickelte Feststellungen, die Mediziner bei ihren Entscheidungen über die angemessene Gesundheitsversorgung unter spezifischen  klinischen Umständen unterstützen sollen. [WHO Tagung 1997 in Velen, zitiert nach Lorenz 1999]. Sie sind entgegen einer medizinischen Richtlinie, nicht binden und müssen dem Einzelfall angepasst werden. Teilweise werden dabei ökonomische Aspekte der Behandlung berücksichtigt. 
Nach dem System der AWMF werden medizinische Leitlinien die Entwicklungsstufen S1-S3 klassifiziert, wobei S3 die höchste Stufe der Entwicklungsmethodik darstellt. Die Leitlinie hat dann alle Stufen einer systematischen Entwicklung durchlaufen. Dieses sind konkret: Logik, Entscheidungs- und Outcome-Analyse, Bewertung der klinischen Relevanz, wissenschaftliche Studien und regelmäßige Überprüfung. 
Dies bedeutet, dass der Begriff "S3 Leitlinie" nicht für DIESE Leitlinie der Adipositas steht, sondern für die wissenschaftliche Bedeutung einer Leitlinie. 

DIE "S3 Leitlinie", die in der Adipositas Anwendung findet, ist eine Leitlinie die erstmals 2007 von der Deutschen Adipositas Gesellschaft veröffentlicht wurde. Diese konkrete Leitlinie hat über die Jahre an Bedeutung gewonnen und wird heute von immer mehr Krankenkassen angewandt, um das Kosten-Nutzen Verhältnis im Zusammenhang mit einer festgestellten Adipositas zu beurteilen. Viele Gerichte nehmen diese Leitlinie auch als Maßstab, um im Falle einer Klage eine wissenschaftliche Grundlage für die Entscheidung zu haben. Auch der MDK, der medizinische Dienst der Krankenversicherungen, prüft mittlerweile verstärkt auf Basis dieser Leitlinie. Diverse Klagen vor dem Sozialgericht und die regelmäßige Überarbeitung der Leitlinie haben dafür gesorgt, dass diese Leitlinie heute oftmals als Maßstab genommen wird.


Im folgenden geht es um die "Evidenzbasierte Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas".


Die Einleitung der Richtlinie besagt:
Adipositas ist eine chronische Krankheit mit eingeschränkter Lebensqualität und hohem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko, die eine langfristige Betreuung erfordert [1]. Mit zunehmender Häufigkeit der Adipositas sind weltweit Versorgungsengpässe und Kostenanstiege in den Gesundheitssystemen zu erwarten. Bemühungen, dieses Problem einzudämmen, fanden in der Entwicklung von Behandlungsrichtlinien in vielen Ländern und in internationalen Vereinigungen, z. B. der European Association for the Study of Obesity (EASO) ihren Niederschlag. Leitlinien sind systematisch entwickelte Empfehlungen, die Entscheidungen von Therapeuten und Patienten über eine im Einzelfall angemessene gesundheitliche Versorgung ermöglichen sollen (ÄZQ, 1999). Die Handlungsempfehlungen von Leitlinien markieren jedoch auch einen Korridor, der ungesicherte Maßnahmen und Überflüssiges ausgrenzt. Ziele der vorliegenden evidenzbasierten Leitlinie zur Prävention und Therapie der Adipositas in Deutschland sind es, die Wahrnehmung des Gesundheitsproblems Adipositas zu verbessern, Therapeuten und Patienten eine orientierende Hilfe hinsichtlich der vielschichtigen Krankheit Adipositas zu geben und spezifische Informationen und Empfehlungen zu Prävention und Therapie der Adipositas für alle im Gesundheitswesen sowie in der Gesundheitspolitik tätigen Personen bereitzustellen.

Problematisch ist jedoch, dass nach wie vor einige Krankenkassen die Adipositas nicht als Krankheit anerkennen wollen. 

Quellen:
[1] Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO consultation. World Health Organization technical report series 2000;894:i-xii, 1-253. Epub 2001/03/10.

Hier gelangt ihr zu der "Evidenzbasierten Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas":
http://www.adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Leitlinien/050-001l_S3_Adipositas_Praevention_Therapie_2014-11.pdf

Um einen möglichst positiven Bescheid der Krankenkassen bezüglich einer Kostenübernahme für eine operativen Eingriff zu erhalten, sollten sich Antragsteller rechtzeitig im Vorfeld über die Vorgaben in dieser Leitlinie informieren und diese Vorgaben erfüllen. Durch die korrekte Antragstellung mit allen notwendigen Nachweisen, kann einer (unnötigen) Ablehnung entgegen gewirkt werden. 

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